Seminar für hörbehinderte Berufstätige mit Migrationshintergrund

1. Ausgangssituation

Zielgruppe dieses Seminarangebotes sind hochgradig hörbehinderte und gehörlose/taube Menschen mit Migrationshintergrund unter Einbeziehung Betroffener aus Asylherkunftsländern, die in Deutschland beschäftigt sind.

Hochrechnung zum potenziellen Teilnehmerkreis:
Verlässliches Datenmaterial zur Zahl der Adressaten der Maßnahme besteht nicht.

Es ist jedoch bekannt, dass die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes zunehmend von Migration beeinflusst wird und dass die Zuwanderung in Deutschland jährlich steigt. Lt. Ausländerstatistik des Statistischen Bundesamtes waren zum Jahresende 2019 insgesamt 11,2 Millionen Ausländerinnen und Ausländer mit aktuellem Aufenthalt in Deutschland im Ausländerzentralregister (AZR) registriert. Wie viele Menschen hörbehindert und beschäftigt sind, weist diese Statistik nicht aus.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht davon aus, dass im November 2019 368.000 Menschen aus Asylherkunftsländer sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind (Integration in Arbeitsmarkt und Bildungssystem macht weitere Fortschritte, Kurzbericht 04/2020, Seite 1). Nicht ausgewiesen wird hier der Anteil der hörbehinderten Menschen.

Um eine Einschätzung der Anzahl potenzieller Teilnehmender des geplanten Seminars zu erhalten, wird auf die Gesundheitsberichterstattung des Bundes (Statistisches Bundesamt, Stand 25.04.2020) verwiesen, wonach 317.748 Menschen aufgrund ihrer Hörbehinderung ein Schwerbehinderten-ausweis zuerkannt worden ist. Dies sind 0,38 % von 83 Millionen Menschen in Deutschland.

Zwar ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in dieser Statistik nicht nachgewiesen, es werden jedoch aufgrund der Nähe dieses Personenkreises zu Beratungs- und Betreuungs-systemen in Deutschland keine erheblichen Abweichungen zu den genannten 0,38 % vermutet.

Übertragen auf die oben genannten Zahlen bedeutet dies, dass in Deutschland 42.560 hochgradig hörbehinderte und gehörlose Menschen unter den 11,2 Millionen Ausländerinnen und Ausländern leben und von 368.000 Menschen aus Asylherkunftsländern 1.398 hörbehinderte Menschen beschäftigt sind.
Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten, dass der potenzielle Adressatenkreis des Seminars für hochgradig hörbehinderte und gehörlose Menschen mit Migrationshintergrund nicht unerheblich ist und daher die Chancen zur Umsetzung des Seminars mit einer entsprechenden Teilnehmerzahl positiv eingeschätzt werden können.

Besondere Problemlage:
Die berufliche Situation des Adressatenkreises dieser Maßnahme ist in zweifacher Hinsicht durch besondere Herausforderungen gekennzeichnet, die im Arbeitsprozess ein deutlich erhöhtes Konflikt- und Arbeitsplatzgefährdungspotential aufweisen.

Es bestehen auch im Vergleich zu in Deutschland aufgewachsenen hörbehinderten Menschen wesentlich größere Kommunikationsdefizite. Denn die deutsche Sprache musste als Fremdsprache in deutlich kürzerer Lernzeit als bei in Deutschland aufgewachsenen hörbehinderten Menschen trotz audiogen bedingten Einschränkungen gelernt werden. Darüber hinaus konnte Deutsch auch nicht unter Verwendung der jeweiligen Muttersprachen (Lautsprachen und/oder Gebärdensprachen) vermittelt werden. Die Chancen des Erlernens einer neuen Sprache sind zusätzlich erschwert, da viele hörbehinderte Menschen mit Migrationshintergrund aufgrund mangelnder schulischer Förderung in ihren Heimatländern nicht über ausreichende Kenntnisse ihrer Mutter- bzw. Basissprache verfügen. Und es ist bekannt, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund bzw. geflüchtete Menschen in Deutschland überwiegend unter Menschen in ähnlichen Situationen bewegen und daher auch hier keine Erfahrungen zur deutschen Sprache gewinnen. Diese Situation ist bedingt auch übertragbar auf Kenntnisse in der Deutschen Gebärdensprache.

Weder in der deutschen Sprache, in der Deutschen Gebärdensprache noch in der Muttersprache über hinreichende sprachliche Kenntnisse zu verfügen bedingt eine überaus brüchige kommunikative Ausgangssituation mit zu erwartenden Folgewirkungen in beruflichen Prozessen.
Dass aufgrund des Migrationshintergrundes sowie zusätzlich aufgrund der beschriebenen deutlich verschärften Kommunikationsproblematik erhebliche Schwierigkeiten bestehen, arbeitskulturelle Gegebenheiten zu verstehen und sich diesen anzupassen, liegt auf der Hand.
Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass hörbehinderte Menschen mit Migrationshintergrund nur unzureichend über Wissen zu wesentlichen Themen der Rechte und Pflichten im Berufsleben verfügen.

2. Inhaltliche Informationen zum Seminar

2.1. Ziele des Seminars:

Übergeordnetes Ziel ist es, Integrationschancen der Teilnehmenden im beruflichen Bereich zu verbessern und den Erhalt der Arbeitsplätze zu sichern.
Das Seminar fokussiert die im Hinblick auf Hörbehinderung und Migrationshintergrund zweifache Ausgangssituation der Teilnehmenden mit den Zielen des Erfahrungsaustausches, des Wissenstransfers sowie des Trainings.

2.2. Inhalte des Seminars:

Das Seminar hat folgende Schwerpunkte:

  • Förderung von Sprachkompetenz
  • verbale und nonverbale Kommunikationsformen
  • sprachliche Grundlagen zur Kommunikation am Arbeitsplatz und Kommunikationssettings am Arbeitsplatz
  • Dolmetschen in Gebärdensprache unter Berücksichtigung des Teamdolmetschens mit hörenden und tauben Dolmetschenden
  • Strategien zur Kommunikationsverbesserung

Interkulturelle Kompetenzen/ Arbeitskultur

  • Erfahrungsaustausch und
  • Bewusstsein für die eigene Situation und die Bedeutung von kulturellen Kompetenzen im Arbeitsprozess
  • Konflikte erkennen und vermeiden
  • Umgang mit Rollenverhältnissen am Arbeitsplatz
  • wertschätzender Umgang mit Kollegen
  • Erkennen eigener Stärken und Kompetenzen
  • Entwicklung von Eigeninitiative

Hilfe und Unterstützungndig

  • Rechte und Pflichten
  • Zuständigkeiten/ Unterstützungssysteme

2.3. Methoden des Seminars:

  • theoretische Inputs/ Vortrag/ PowerPoint
  • Gruppenarbeit
  • Rollenspiele
  • Video

2.4. Kommunikation in Internationalen Gebärden:

Eine kommunikative Besonderheit dieses Seminares besteht darin, dass zusätzlich zur Deutschen Gebärdensprache und zur Lautsprache je nach Bedarf zur Vermeidung von Missverständnissen bzw. zur Absicherung der Kommunikation in Internationalen Gebärden unterrichtet wird.

Beide Seminarleiter verfügen über internationale Erfahrungen in der Kommunikation mit Gehörlosen. Die selbst gehörlose Seminarleiterin ist als taube Gebärdensprachdolmetscherin auch in Internationalen Gebärden qualifiziert.

Referenten

Seminarleitung:

Prof. Dr. Ulrich Hase (hörbehindert)
Hörgeschädigtenpädagoge und Jurist, Mediator und Coach

Rona Meyendorf (gehörlos)
Hörgeschädigtenpädagogin und staatlich geprüfte taube Gebärdensprachdolmetscherin

Gebärdensprachdolmetscher in Trainings/ Rollenspielen

Bei Anmeldung werden die Zimmer für die Teilnehmer im Tagungshotel Duhnen automatisch reserviert. Übernachtungskosten sind nicht in der Teilnehmergebühr inbegriffen. Sonderpreis für die Teilnehmer 134,50 € je Nacht im Tagungshotel Duhnen.

Datum 

23. Januar 2025 bis 26. Januar 2025

Methoden

- theoretische Inputs/ Vortrag/ PowerPoint - Gruppenarbeit - Rollenspiele - Video

Seminarort

Tagungshotel Duhnen

 

Anmeldeschluss am

02. Januar 2025

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